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Geschrieben von Bex am 21.02.2018 um 10:24:

  STEVEN WILSON - solo und in seinen Projekten

Ich war gerade etwas verwundert.... Wir haben hier so viele Threads über Künstler in diesem Forum, von denen die meisten noch nie etwas gehört haben und wahrscheinlich auch nie hören werden. Aber über einen, wenn nicht den, progressiven Künstler der Jetztzeit, Steven Wilson, der sicherlich polarisiert, aber unbestritten zu einem sehr fleißigen Musiker und Komponisten zählt, gab es nur eingestreute Posts in verschiedenen Threads. Das möchte ich nun ändern, da es sicherlich über ihn, bzw. sein künstlerisches Schaffen, genug zu erzählen gibt.
Vorneweg, ich möchte mich da nicht als Fanboy bezeichnen, aber sein Output sagt mir schon sehr zu. So richtig beginnen möchte ich diesen Thread mit meinem Eindruck von seinem Konzert in Hamburg am 20.02.2018.
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Es ist zwar ein SupportAct angekündigt, aber es ist keiner zu sehen. Macht nichts, die Stimmung ist schon prima und um Punkt 20 Uhr erscheint Steven Wilson mit seiner Band, bestehend aus dem Bassisten Nick Beggs, Drummer Craig Blundell, Gitarrist Alex Hutchings und Keys Adam Holzman, auf der Bühne. In den folgenden fast drei Stunden gibt es mit einer 20minütigen Unterbrechung Musik aus der über 20jährigen Schaffensperiode von Wilson. Passend zum Tournamen To The Bone sind dort selbstverständlich mehrere Titel des aktuellen gleichnamigen Albums in der Setlist enthalten, aber auch mehrere aus den Vorgängeralben und, zur sehr großen Freude vieler angereister Fans, sechs Titel aus der Porcupine Tree Zeit. Insgesamt wurden die Titel nicht nur wie auf dem Album runter gespielt. Eine hoch motivierte Band hat sehr oft den Titeln eine besondere Liveatmosphäre durch Improvisationen und Soli gegeben. Leider muss an dieser Stelle auch gesagt werden, dass das Konzert insgesamt zu laut war. Besonders beim Gesang kam es wieder zum klirren, was das an sich gut abgemischte Klangbild deutlich verschlechtert hat. Viel hilft halt doch nicht immer viel.
Die im Vorfeld durch als herausragend angekündigte visuelle Begleitung der Show kann man mal als "in Ordnung" bewerten. Ja, der Projektionsvorhang vor der Band war schon sehr gut, kam aber außer bei der eingeblendeten Sängerin Ninet Tayeb beim Lied Pariah, nicht wirklich zur Geltung. Eine Videowand im Hintergrund und Lichteffekte sind bei Konzerten nichts besonderes. Die Videos an sich sind es allerdings schon. Die meisten Lieder Wilsons sind ja kein hinlängliches Tralala, sondern transportieren eine Geschichte, eine Mär, etwas Mystisches, bedrohliches...., das wurde in den Videos sehr gut umgesetzt, bis hin zu den von ihm bekannten gruseligen Bildern. Verantwortlich für diese visuellen Effekte ist Lasse Hoile, der nicht nur als Coverillustrator, sondern überhaupt als Visualkünstler eine gute Figur macht.
Steven Wilson selber war guter Stimmung, was auch in den immer wieder zwischen den Songs abgegenen Statements zu entnehmen war. Darunter waren halt auch Aussagen, das er wie immer in Hamburg darauf hinweisen muss, dass er bestuhlte Konzertsäle nicht mag. Sie sind eine Rock'nRoll Band. Da sitzt man nicht. Spätestens nach Permanating, dem seiner Ansicht nach einzigen poppigen Song auf dem aktuellen Album, war das auch hinfällig, da viele der Zuhörer vor die Bühne strömten und die Freiräume dort tanzend und jubelnd befüllten. Das sollte auch bis zum Ende so bleiben. Zu dem Lied selber sagt er, es gibt niemanden, der nicht beispielsweise mindestens ein Lied von Abba mag. Und zur Frage was Popmusik sei, zählt er die Beatles, Michael Jackson, Depeche Mode und viele andere auf. Das was uns als Pop vermittelt werde, so wie Justin Bieber sei "Shit".
Letztlich hat er sehr viel erzählt, was sich hier nicht alles wiedergeben lässt. Nicht auslassen möchte ich aber seinen Hinweis darauf, das er mit einem Backkatalog von über 900 Alben letztlich immer nur er ist. Egal mit wem er auf der Bühne steht, egal welcher Name dran steht. Damit sollen wahrscheinlich die Rufer nach der Rückkehr von Porcupine Tree angesprochen werden. Gestern Abend zeigte sich, das es vielleicht nicht egal ist, wer die Lieder aus den PT Zeiten spielt, aber das Wilson die richtigen Musiker findet um diese zu spielen.
Im Fazit ein ausgezeichnetes Konzert, was die Dauer und die Lieder selbst angeht. Empfehlenswert. Etwas Abzug gibt es für die Lautstärke. Viel hilft nicht immer viel.
Im Anschluss habe ich mir am Merch-Stand noch die Schallplatte To The Bone gekauft und konnte diese schlussendlich mit Signaturen von Wilson, Blundell und Hutchings nach Hause bringen.



Geschrieben von Tarantoga am 21.02.2018 um 10:54:

 

Bex, danke für diesen ausführlichen und informativen Bericht Daumen hoch

Ich selbst kenne mich mit Wilson noch gar nicht gut aus, obwohl er ja schon öfter erwähnt wurde.

Ich nehme deinen Bericht jetzt aber endlich mal zum Anlass, mich ein wenig durch sein Werk durchzuhören.

Ich finde es immer schön und hilfreich, wenn man einen Musiker oder eine Band von jemanden empfohlen bekommt, der offenbar selbst ein Fan ist. Auch die persönlichen Eindrücke - wie hier vom Konzert - mag ich sehr.

Ob einem dann letztlich genauso gut gefällt, bleibt offen. Der Zugang ist aber erst mal geschaffen und das Interesse geweckt. Vielen Dank dafür! smile



Geschrieben von Oldfield am 21.02.2018 um 12:22:

 

Hey Bex,
vielen Dank für den Konzertbericht! Mal schauen, ob ich es dieses Jahr noch zu Wilson schaffe..

Ich selber habe vor einigen Jahren angeregt durch die Leute aus diesem Forum mal einiges von Porcupine Tree angehört - und festgestellt, dass mir das größtenteils zu hart ist. Einzig das Livealbum "Coma Divine" habe ich auf der Festplatte gelassen und höre dort vor allem "The Sky moves sideways" sehr gerne.

Nun habe ich vor ca. einem viertel Jahr wieder mal mit meinem jüngeren Bruder über Musik geredet und ihm in diesem Zuge Porcupine Tree bzw. Steven Wilson empfohlen. Er spielt Schlagzeug, hat nix gegen komplexe Musik, aber es darf gern auch mal härter zugehen - da musste ich daran denken. Im Zuge dessen habe ich selber wieder in ein paar Sachen reingehört und was soll ich sagen - in letzter Zeit höre ich recht viel Steven Wilson (weniger PT).
Hand. Cannot. Erase. ist für mich ein hervorragendes Album und eine gute Mischung aus hart und nicht so hart.

Achso, und meinem Bruder hat es auf Anhieb gut gefallen - Bildungsauftrag erfüllt Augenzwinkern



MfG Tim



Geschrieben von kaktus am 21.02.2018 um 15:16:

 

Ich kann mich obigem Beitrag von Tarantoga voll anschließen.
Was mich noch interessieren würde, Bex:
Welche Altersgruppe war so das meiste Publikum?
War das Konzert eigentlich ausverkauft und war es deinen Kindern auch zu laut?



Geschrieben von anorak am 21.02.2018 um 15:31:

 

Danke Bex, schöner Bericht Daumen hoch .



Geschrieben von Bex am 21.02.2018 um 15:56:

 

Zitat:
Original von kaktus
Was mich noch interessieren würde, Bex:
Welche Altersgruppe war so das meiste Publikum?
War das Konzert eigentlich ausverkauft und war es deinen Kindern auch zu laut?


Die breite Masse war definitiv Ü30. Klar, Ausreißer in alle Richtungen, aber das war schon deutlich.
Das gestrige Konzert war ausverkauft. Schon sehr früh, so dass es heute noch ein Zusatzkonzerz gibt. So wie Wilson es gestern ankündigte mit einem deutlich anderen Programm mit noch viel mehr alten Sachen. Leider kann ich heute nicht, morgen werde ich wehmütig auf setlist.fm nach den Liedern gucken.
Die zu hohe Lautstärke war ein generelles Thema. Schon zur Pause haben wir uns mit Sitznachbarn darüber unterhalten. Und auch später an der Garderobe kam dieses Thema häufig auf. Natürlich gab es auch vereinzelte die es genau richtig fanden, aber insgesamt war der Tenor schon das es zu laut war.



Geschrieben von typewriter am 21.02.2018 um 16:09:

 

Danke Bex. Bin gespannt. Ich bin am 07.02.2018 bei S.W. in Amsterdam.
Nick Beggs...der ehemalige Bassist von Kajagoogoo? :-) Interessant...



Geschrieben von Bex am 21.02.2018 um 16:39:

 

Zitat:
Original von typewriter
Danke Bex. Bin gespannt. Ich bin am 07.02.2018 bei S.W. in Amsterdam.
Nick Beggs...der ehemalige Bassist von Kajagoogoo? :-) Interessant...


Am 07.03. vielleicht? Februar ist fast zu Ende.
Und ja, genau. Der Nick Beggs der damals bei Kajagoogoo spielte und aktuell auch mit seiner Band The Mute Gods zumindest in einschlägigen Kreisen recht bekannt ist.
Wilson nutzt bei seinen Posts auf FB und Instagram auch gerne mal den Hashtag #kajagoogoo.
Bei der Bandvorstellung gestern wurde Beggs als Mister Sexmachine, sorry, Sexpastor angepriesen.
Neben den verschiedenen Bässen die Beggs spielt, u.a. auch den Chapman Stick, singt er auch die höheren Stimmen.
Ich habe jetzt das dritte mal Wilson live gesehen und Beggs und Holzman sind für Bass und Keys immer gesetzt. Drums und Gits scheinen austauschbarer.



Geschrieben von thomas w am 21.02.2018 um 16:56:

 

Danke Bex für deinen ausführlichen Bericht. Wenn ich das so lese, verstärkt sich mein Wunsch am 14.07. nach Dresden zu fahren. War ich doch schon im Jan.2016 sehr begeistert vom Konzert.

Schön, dass es hier jetzt ein SW /PT Faden gibt. Ich habe das Gefühl, dass die FB Gruppe progrock-dt nicht mehr über Wilson diskutieren mag.
Egal, ich mag seine Musik, auch das Neue und vor allem bewundere ich seine enorme Schaffenskraft im Studio, auch beim Remastern anderer Prog-Sachen. Ich freue mich schon auf seine Arbeit mit Tull's "Heavy Horses". (schon bestellt, kommt am 2.3.)



Geschrieben von manintherain am 21.02.2018 um 20:19:

 

Vielen Dank für Deinen tollen Bericht, Bex.

Steven Wilson begleitet mich schon lange, ohne dass ich es mitunter wusste.

Sei es als Produzent von Marillions Album marillion.com oder von Fishs Sunset On Empires.

So habe ich ihn auch anno 2001 mit Porcupine Tree als Vorgruppe von Marillion im E-Werk in Köln gesehen. Damals war mir noch nicht bewusst, wer sich hinter dieser Truppe verbirgt.

Mittlerweile bin ich ziemlich beeindruckt von seinem Gesamtwerk - sei es mit Porcupine Tree, als Solokünstler, mit Aviv Geffen als Blackfield, mit Tim Bowness als No-Man oder als Soundingenieur, der vielen alten Alben neues Leben einhaucht.

Vor allem seine Soloalben hauen mich regelmäßig immer wieder um - auch wenn mir manchmal sein Prog-Metal-Ansatz ein wenig gegen den Strich geht.

Der Junge hat's einfach drauf. Ich freue mich darauf, ihn im Sommer in Bonn nach langer Zeit mal wieder live erleben zu dürfen.



Geschrieben von kaktus am 21.02.2018 um 22:46:

 

Da hat er sich (mit Band) ja bis Ende Juli noch so einiges vorgenommen:

http://stevenwilsonhq.com/sw/tour-dates/

Bis Südamerika und zurück...



Geschrieben von thomas w am 05.03.2018 um 06:58:

 

Karten für die Show in Dresden am 14.7. geordert. freu



Geschrieben von udo am 06.03.2018 um 18:33:

 

Das war auch meine erste Reaktion - nur "leider" bin ich da im Urlaub Koppkratzen

Selber schuld. ..



Geschrieben von typewriter am 09.03.2018 um 17:14:

 

Nachdem ich nun vorgestern im Amsterdam bei SW anwesend war, wundert es mich, dass hier noch nicht auf seine verbale Erwähnung von "Tubular Bells" die Rede gewesen ist. Dies tat er zumindest in Amsterdam vor seiner laaaangen Ansprache zum sogenannten Disco-Abba-Titel (Pop-Bands: Abba und Beatles) mit der Rechtfertigung, dass er sich niemals auf ein bestimmtes Genre festgelegt hätte.



Geschrieben von Kniefall am 09.03.2018 um 20:27:

 

Und was sprach er da zu TB?



Geschrieben von Bex am 09.03.2018 um 20:44:

 

Zitat:
Original von typewriter
Nachdem ich nun vorgestern im Amsterdam bei SW anwesend war, wundert es mich, dass hier noch nicht auf seine verbale Erwähnung von "Tubular Bells" die Rede gewesen ist.

Vielleicht weil er es bisher nicht getan hat? Die Ansprachen waren in Hamburg gut zu verstehen, aber von Bells habe ich nichts gehört.



Geschrieben von thomas w am 09.03.2018 um 21:24:

 

in einem Interview hat er mal sinngemäß gesagt, dass er die Prog-Gene von seinem Vater hat. Er sei zwischen TB und Pink Floyd aufgewachsen. Vielleicht hat er ähnliches beim Konzert erwähnt?



Geschrieben von kaktus am 09.03.2018 um 22:58:

 

In diesem aktuellen Artikel/Interview wird ziemlich zum Schluss auch Tubular Bells erwähnt:

www.irishnews.com/arts/2018/03/09/news/prog-hero-steven-wilson-on-new-pop-lp-to-the-bone-1272697/

Gut möglich, daß Wilson so ähnlich auch in Amsterdam auf der Bühne davon gesprochen hat...



Geschrieben von Tarantoga am 10.03.2018 um 11:17:

 

Schönes Interview. Danke für den Link Daumen hoch

Es scheint, dass nicht wenige Musiker sehnsüchtig und/oder nostalgisch auf die 80er zurückblicken.
Eine Zeit, in der - ihrer Meinung nach - die Musikszene (auch die kommerzielle) vielfältiger und kreativer war als heute.

Ob das wirklich so stimmt? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall sind in den 80ern mehr sehr unterschiedliche Bands mit sehr unterschiedlichen Musikstilen erfolgreich gewesen.

Vielleicht lag das auch an den technischen Umbrüchen dieser Zeit. Denn mit den ganzen Synth-Pop-Bands kam ja plötzlich eine komplett neue Generation von Musikern an den Start, von denen man vorher noch nie etwas gehört hatte.

Vielleicht lag der Unterschied auch darin, wie Musik noch in den Eighties rezipiert wurde.
Ich denke, dass es es heute sicher viel mehr sehr verschiedene Musik gibt als noch in den 80ern.
Nur taucht die eben nicht in irgendwelchen "offiziellen" Charts auf, sondern wird von den Fans "still und heimlich" gestreamt oder heruntergeladen, ohne die Chance auf eine Chartplatzierung zu haben.

Was denkt ihr darüber?



Geschrieben von Bex am 21.03.2020 um 13:15:

 

Man mag es kaum glauben, aber es gibt etwas neues von Porcupine Tree.
Also nicht wirklich was neues, eher was altes.
Nicht das einige eingefleischte Fans die Songs nicht kennen könnten, aber nun zumindest offiziell digital über Bandcamp, hat Steven Wilson einige Aufnahmen aus dem Studio und von Liveauftritten zur Verfügung gestellt.
Zum großen Teil klingen die frühen Aufnahmen schon wie die späteren Veröffentlichungen, aber es sind doch durchaus einige Spezialitäten dabei.

https://porcupinetreeofficial.bandcamp.com/


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