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Geschrieben von Pran am 14.12.2005 um 00:37:

  Vielleicht ein alter Hut....Vier-Ton-Musik

moin.

jedesmal, wenn ich die intel werbung sehe und am ende die "firmenmelodie" kommt, muss ich unweigerlich an tubular bells denken. es sind zwar nur immer die ersten 4 töne, aber im kopf geht bei mir das tb thema weiter. bewegen die sich damit auf dünnem urheberechtseis, oder ist das nur zufall? die nummer ist zwar ein alter hut, aber ich hatte dazu keinen post im board finden können. oder liege ich mit der kausalitätsvermutung daneben?



Geschrieben von Trajan64 am 14.12.2005 um 09:12:

 

....ich habe, glaube ich zumindest, mal gehört das man nicht mehr als 5 töne hintereinander einer bekannten melodie benutzen darf. es gab mal streit wegen der rechte als in den 80 ern, der anti-vietnam hit "19" released wurde. oldfield oder zumindest virgin haben den streit gewonnen weil grosse ähnlichkeiten mit tubular bells zu erkennen waren....


gruss,trajan64



Geschrieben von markm am 14.12.2005 um 10:24:

 

Ich denke, dass die 4 Töne kein TB ausmachen oder Oldfield als Urheber zeigen:

1. Diese 4 töne habe keinen prägnanten Rhythmus - können so also überall vorkommen und wenn man sich die Mühe macht zu analysieren merkt man, dass sie in x Songs hintereinander vorkommen.
2. Es gibt keine Wiederholung (Pattern), wie bei TB- sondern steht für sich alleine da
3. Es gibt keine Harmonie unter den Tönen, d.h. man kann sie in vielen Akkordrichtungen deuten
bei TB ist es klar a-moll.

Ich denke auch nicht, dass eine Anzahl der Töne maßgeblich ist um den Urheber festzustellen.
Es ging auch mal das Gerücht rum man könne locker und unbedenklich 2 Sekunden samplen.
Das stimmt aber nicht. Ein Sample egal welcher Länge braucht immer die Genehmigung des Urhebers (ausser natürlich Lizenzfreie gekaufte Samples), weil ein Sound oft sehr signifikant sein kann...

Bei live eingespielten 4 Tönen ohne Rhythmus kann man aber keinen Urheber ausmachen....ansonsten würde man nichts mehr komponieren können...Frage:
Wer hat dann die Rechte für eine C-Dur Tonleiter? großes Grinsen



Geschrieben von Gelöscht am 14.12.2005 um 10:43:

 

Zitat:
Original von markm
ansonsten würde man nichts mehr komponieren können...Frage: Wer hat dann die Rechte für eine C-Dur Tonleiter? großes Grinsen

Ich frage mich vor allem: Wie sieht dann die Musikwelt ab dem Jahr 2030 aus? Vor einigen Jahren habe ich mal einen etwas merkwürdigen Artikel gelesen, wonach ein Mathematiker errechnet haben will, daß bis dahin jede mögliche Melodie komponiert worden sein soll.



Geschrieben von Sven H. am 14.12.2005 um 19:59:

  RE: Vielleicht ein alter Hut....

Zitat:
Original von Pran
jedesmal, wenn ich die intel werbung sehe und am ende die "firmenmelodie" kommt, muss ich unweigerlich an tubular bells denken.


Nicht nur Du:

http://tubular.net/articles/02_08d.shtml
http://comment.silicon.com/0,39024711,11035746,00.htm



Geschrieben von Gelöscht am 15.12.2005 um 09:58:

  RE: Vielleicht ein alter Hut....

Zitat:
Original von Pran
jedesmal, wenn ich die intel werbung sehe und am ende die "firmenmelodie" kommt, muss ich unweigerlich an tubular bells denken.

Auch Oldfield selber hatte schon 1980 im "Essential"-Video gemeint, daß das Intro in abgeänderter Form häufig in Fernsehsendungen und Werbespots verwendet worden sei. Ich halte das oftmals für etwas weit hergeholt, z. B. bei HUK Coburg.

Allerdings war es wiederum Oldfield selber, der behauptete, das Intro wäre lediglich eine "Upside down version" von Bachs "Toccata"

Zur Produktion der Intel-Musik gibt es eine interessante Seite:
http://musicthing.blogspot.com/2005/05/tiny-music-makers-pt-1-intel-inside.html



Geschrieben von steffen am 15.12.2005 um 13:21:

traurig

Vielleicht ist Bill Gates auch einfach nur ein Oldfield Fan? Ich hatte auch bei meinem ersten handy in mühseliger Kleinarbeit das TB Motiv als Klingelton reingezimmert...

Gruß
Steffen



Geschrieben von Gelöscht am 15.12.2005 um 13:43:

 

Zitat:
Original von steffen
Vielleicht ist Bill Gates auch einfach nur ein Oldfield Fan?

Was hat Bill Gates mit Intel zu tun?



Geschrieben von Bex am 15.12.2005 um 18:23:

 

Ich denke, äh...., so viel wie Bach mit Oldfield.

Aber wer weiss.... Vielleicht steckt Bill ja doch irgendwie bei Intel mit drin.
Würde mich nicht wirklich wundern.



Geschrieben von gubby am 15.12.2005 um 19:40:

 

Das TB Thema als Klingelton gibts bei RTL de.

Hab ichschon lange aufn Handy



Geschrieben von Tarantoga am 16.12.2005 um 13:18:

  RE: Vielleicht ein alter Hut....

Zitat:

Allerdings war es wiederum Oldfield selber, der behauptete, das Intro wäre lediglich eine "Upside down version" von Bachs "Toccata"


... kann mich mal einer aufklären? Was ist eine Upside down version?

T.



Geschrieben von Gelöscht am 16.12.2005 um 14:06:

  RE: Vielleicht ein alter Hut....

Zitat:
Original von Tarantoga
Zitat:

Allerdings war es wiederum Oldfield selber, der behauptete, das Intro wäre lediglich eine "Upside down version" von Bachs "Toccata"


... kann mich mal einer aufklären? Was ist eine Upside down version?

Das weiß wahrscheinlich nur Oldfield selber. ;-)

Ich habe mal in meinen Videos gekramt und einen kurzen Ausschnitt von knapp 20 Sekunden Länge aus der Sendung "Later with Jools Holland" von 1998 online gestellt.



Geschrieben von Tina am 17.12.2005 um 01:41:

  RE: Vielleicht ein alter Hut....

@Holger: die Musiker hier werden es Dir sicherlich besser erklären können, aber ich glaube, er meint, daß er die Noten einfach umgedreht hat...bei Bach funktioniert das sehr häufig: man dreht das Notenblatt auf den Kopf und es kommt immer noch Musik dabei heraus.
Gibt auch einen Fachausdruck dafür, der fällt mir aber nicht mehr ein.

Schade, ich habe das entsprechende Bach-Stück nicht hier, sonst würde ich es sofort ausprobieren. Na, mit Blick auf die Uhrzeit ist das vielleicht ganz gut... großes Grinsen
LG, Tina.



Geschrieben von steffen am 19.12.2005 um 13:22:

 

Wenn ich das seit dem ABI nicht vergessen habe, heißt diese Bearbeitung eines Motives "Umkehrung" oder Spiegel. Man spiegelt dabei eine Tonfolge an der Horizontelebene. Geht eine Tonfolge nach oben, gehts sie bei der Umkehrung entsprechend nach unten. Das könnte mit dem neuen deutschen Begriff upside-down gemeint sein.

Gruß
Steffen



Geschrieben von Pran am 19.12.2005 um 13:28:

 

das es mal stress gab wegen der nummer "19" ist mir auch neu. ich habe sie mir noch mal reingezogen und jetzt sind mir an einigen stellen auch gemeinsamkeiten mit tb aufgefallen. es geht da wohl um die melodie, die immer mal eingestreut wurde. so ein aha-erlebnis wie bei dem intel song hatte ich zwar nicht, aber vigin hatte wohl damals gute anwälte....



Geschrieben von Tina am 19.12.2005 um 20:58:

 

Fällt mir bei der Gelegenheit gerade ein: ich mußte vor einigen Jahren mal in das "Phantom der Oper" (hasse Musicals...).
Mein Mann und ich haben das ganze dann aber in heiteres Komponistenraten umgestaltet, unglaublich, wo der Lloyd-Webber sich da alles bedient hat...bei mir war der Spaß vorbei, als ich das dritte Oldfield-Thema hörte, u. A. eben auch TB. böse
Hat der Mann eigentlich jemals Plagiatsklagen an den Hals bekommen?
LG, Tina.



Geschrieben von markm am 19.12.2005 um 21:24:

 

Ich versteh dieses ganze TB -Rechte hin und her sowieso nicht. So originell ist das Pattern auch wieder nicht. Oldfield versucht es nur als sein "Logo" zu verkaufen. Tatsache ist aber, dass Terry Riley in den 60ern ständig mit ähnlichen Patterns auf seinen Keyboards improvisierte und diese Art von Figuren eigentlich musikalisch so essentiell sind, so dass sie in vielen Musikarten vorkommen, ohne dass hier jemand "klaut".
Diatonische Töne, die in gleichmässigen 8teln Laufen und nach jeder Note wieder zum selben Grundton zurückführen. Mehr isses net. Natürlich verwendet auch Lloyd-Webber und viele Filmkomponisten solche Figurationen. Philip Glass könnte demnach ständig die gesamte Musikindustrie verklagen, weil wieder irgentwer "sein Markenzeichen" von gebrochenen repetierten Dreiklängen geklaut hat.



Geschrieben von Tina am 20.12.2005 um 00:13:

 

Achso... verwirrt



Geschrieben von christian_k am 13.02.2006 um 11:38:

 

Zitat:
Original von markm
Ich versteh dieses ganze TB -Rechte hin und her sowieso nicht. So originell ist das Pattern auch wieder nicht. Oldfield versucht es nur als sein "Logo" zu verkaufen. Tatsache ist aber, dass Terry Riley in den 60ern ständig mit ähnlichen Patterns auf seinen Keyboards improvisierte und diese Art von Figuren eigentlich musikalisch so essentiell sind, so dass sie in vielen Musikarten vorkommen, ohne dass hier jemand "klaut".
Diatonische Töne, die in gleichmässigen 8teln Laufen und nach jeder Note wieder zum selben Grundton zurückführen. Mehr isses net. Natürlich verwendet auch Lloyd-Webber und viele Filmkomponisten solche Figurationen. Philip Glass könnte demnach ständig die gesamte Musikindustrie verklagen, weil wieder irgentwer "sein Markenzeichen" von gebrochenen repetierten Dreiklängen geklaut hat.


Findest Du diese abwechselnden 7/8 8/8 Takte nicht ungewöhnlich?
In der "Rockmusik" kenne ich nix derartiges.
Du bist ja mehr der Klassiker glaube ich: gibts das noch woanders?
Würde mich interessieren...

Gerade diese Taktwechsel faszninieren mich so an dem Thema.



Geschrieben von markm am 13.02.2006 um 20:52:

 

@christian

Zitat:
Findest Du diese abwechselnden 7/8 8/8 Takte nicht ungewöhnlich?
In der "Rockmusik" kenne ich nix derartiges.
Du bist ja mehr der Klassiker glaube ich: gibts das noch woanders?
Würde mich interessieren...

Gerade diese Taktwechsel faszninieren mich so an dem Thema.


Klar Taktwechsel gibts in der Musikgeschichte natürlich schon immer. In der sehr frühen Vokalmusik (11. Jh) wurde in Neumen etc notiert. Damals gab es noch keinen Taktstrich und deshalb "schaukelt" der Rhythmus hin und her. Einen einfachen 4/4 Takt gab es da nie. Im Mittelalter wurden Teils sehr komplexe Rhythmen (Komplementärrhythmen, die sich aus dem zusammenspiel mehrerer Stimmen ergaben) notiert. Weniger Komplex war da die eigentliche Barock und Klassik, wo 4/4 oder 6/8 vorherrschend waren. diese Zeit widmete sich mehr der Polyphon-melodischen oder harmonischen Erneuerung. Ganz anders z.B. in der Indischen Musik wo schon seit über 1000Jahren komplexeste Rhythmen auftauchen aber die Harmonik sich nie weiterentwickelte (oft gibt es hier über 20 Schläge die ein "Tala" ausmacht und verschieden eingeteilt wird..z.B. 3+4+3+2+3....). Auch türkische, arabische Musik sind rhythmisch sehr interessant.
Im 20Jh war die grösste Entwicklung der (westlichen) Rhythmik , vorangetrieben durch Stravinsky´s "Le Sacre du Printemps"(1911)....ständige pumpende Taktwechsel des ganzen Orchesters. Auch Charles Ives hat schon mehrere Metren überlagert und dadurch rhythmische Collagen erzeugt.

POPMUSIK:
Die Popmusik ist da weniger experimentierfreudig, da es meist für Unterhaltung (Auto/Radio) oder für den Tanz (Rockn Roll/Disco/Tekkno) gemacht ist. Vorherrschende Taktart 4/4 !
Ab Mitte der 60er haben aber auch Popbands nach neuen Möglichkeiten gesucht (Psychedelic etc). Viele Beatles Songs brechen schon mit den 4/4 takt-Formen. Aber auch Genesis und eine grosse Reihe anderer...eigentlich wollten sie alle etwas "besonderes" bringen damals.

TB:
TB kam eigentlich genau in diese Zeit. Der wohl grösste Einfluss auf das Anfangspattern war wohl Terry Riley´s "A Rainbow In Curved Air"....das hat Mike auch in vielen Interviews erzählt.
Terry R. war einer der Gründerväter der amerk. Minimal Music und entwickelte neue tonale Strukturen, die sehr von der indischen modalen Musik beeinflusst waren. Er spielte Ende der 60er in vielen Clubs seine "All Night Concerts": auf mehreren Keyboards drückte er Pattern verschiedener Länge ab und nahm das gleichzeitig auf eine Bandmaschine auf und spielte es zeitverzögert gleich wieder auf einer 2. Bandmaschine ab...oft riss das Tonband dabei :-))
Phil Glass spielte mit seinem Ensemble ende der 60er natürlich auch ständig verändernde Patterns, die ständige wechsel der Takteiheiten mit sich brachten.

Auch David Bedford spielte natürlich eine grosse Rolle, der den damals 17jährigen Mike mit vielen neuen Komponisten und Stilen vertraut gemacht hat. Mike war damals bestimmt sehr neugierig...


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