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Geschrieben von oldfield_de am 17.10.2005 um 13:14:

 

Track 3:

Favourite Song
http://www.oldfield.de/presse/lightandshade/03favourite-song.mp3

Übersetzt vom Board Chef Dolmetscher Andreas Schulz (Vielen Dank, Andreas)

Oh ja, ich liebe jedes Stück. Eigentlich ist es dazu gedacht, im Ganzen durchgehend gehört zu werden - nicht nur ein Stück herauszunehmen und für sich anzuhören. Ich habe nie versucht, eines der Stücke alleine aufzunehmen, mit dem Gedanken \'Das wird die Single zu diesem Album\'. Wenn man des Album Light anhört, kann man sich darauf konzentrieren, auf alle seine komplizierten Stellen - oder man kann es einfach im Hintergrund laufen lassen, es ist also auch \'Ambient\' - es hat zwei Funktionen.
Das Album \'Shade\' funktioniert nicht so gut als Hintergrundmusik - wenn man nicht gerade irgendetwas sehr bizarres tut...

Track 4 Surfing
http://www.oldfield.de/presse/lightandshade/04surfing.mp3

Der Titel Surfing - wie es dazu gekommen ist? Nun, das war eines meiner ersten Experimente mit der Software Vocalist. Ich hatte gehört, dass es Softwareprogramme gibt, die die menschliche Stimme imitieren können, und dachte: Nun, das klingt interessant. Ich besorgte mir zwei davon, eines davon ist Vocaloid, das andere Cantor. Cantor ist sehr robotisch: Ich liebe diese Roboterstimmen, das ist wohl das Kind in mir, ich liebe sie, ich bin glücklich mit ihnen. Ich habe eine Version des \'Halleluja\'-Chors mit Roboterstimmen aufgenommen, aber niemand außer mir scheint es zu mögen. Das ist einer der Titel, die bisher niemand gehört hat.
Dieses Vocaloid klingt menschlicher, aber es braucht viel Arbeit, man muss es beinahe Silbe für Silbe bearbeiten, oder Wort für Wort, jedes kleine Teil bearbeiten und formen. Ich mag das, es wie ein Tischler, der ein Möbelstück baut - Handwerk eben, ich mag das, nur, dass ich hier mit Tönen arbeite.
So habe ich entdeckt, dass es in der Lage ist, den Hauptklang einer Stimme zu liefern. Also dachte ich, nun, wenn ich Vocaloid benutze, und damit Harmonien hinzufüge, und dann noch meine eigene Stimme hinzufüge.. Darum fügte ich viele "Ich's" dazu, etwa 16 Kopien von mir, in drei verschiedenen Harmonien, sozusagen den Vocaloid einzurahmen - der Klang gefiel mir.
Ich dachte, um das in ein Lied einzubinden, brauche ich einen Text, darum dachte ich (grummel) - Texte sind nicht meine Stärke, ich bin kein Texteschreiber, kein Dichter. Manchmal muss ich aber Texte schreiben, einfach, damit die Stimme etwas zum Singen hat. Also dachte ich - worüber soll ich schreiben? Nun, schreibe ich über das Internet, surfen im Internet, die Idee gefiel mir, also kritzelte ich ein paar Wörter zusammen und probierte sie mit Vocaloid aus. Dann, nach ein paar Minuten, fand ich, dass es etwas monoton werden würde, nur die Roboterstimmen zu hören, und ich dachte: " nun, dann baue ich hier einen Gitarrenteil ein. "
Ich liebe den Klang von Massen von Gitarren, vielen Gitarren, und nahm diesen großartigen Teil auf, eine Art von lockeren, beinahe betrunkenen Gitarren, ich spielte sie sehr locker, anstatt streng und präzise, wirklich beinahe betrunken. Und oben drauf liegt dann noch eine weitere, die wirklich fliegt, beinahe auf den betrunkenen surft, eine absolut perfekte oben drauf.
Das ist die Art, wie ich arbeite, wie ich denke, Musik produziere, beinahe wie Klänge zu modellieren - wie ein Bildhauer.
So ist dieses Stück entstanden.
Oh, Entschuldigung - da ist noch eine kleine Stimme, die von einem anderen Programm stammt, das eigentlich nicht zum Singen gedacht war. Es ist einer dieser Sprachsynthesizer, den ich auf meinem PC habe. Dieses hat eine Einstellung Chorknabe, und ich brachte es dazu, so zu klingen wie - Sie kennen den Tölzer Knabenchor in Deutschland, diesen männlichen, Sopran Chorknaben.
Ich fand heraus, dass ich den Text einsetzen konnte, Silbe für Silbe bearbeiten, und es klang wie dieser Chorknabe. Das kam dann auch noch oben darauf auf Vocaloid und mich, und die ganzen Gitarren. Das Ganze hat dann so vier oder fünf Wochen gedauert. Aber das ist es, was ich mache, ich liebe es, das zu tun - Klang zu modellieren.



Geschrieben von Ingo Vogelmann am 17.10.2005 um 14:38:

 

ich persönlich finde vocaloid eher zeitraubend und liebe es gar nicht, damit klänge zu modellieren. meine sängerin singt sowas perfekt und menschlich in 2 stunden (inkl. allem, was dazu gehört) ein, fertig.

aber das ist wirklich nur meine persönliche meinung.



Geschrieben von oldfield_de am 17.10.2005 um 14:54:

 

Das ganze Interview jetzt als .zip oder Einzeln mit kompletter Übersetzung (danke nochmals an Andreas Schulz, erste Sahne! )

http://www.oldfield.de/lightandshadepresse.htm



Geschrieben von oldfield_de am 19.10.2005 um 00:14:

 

... und jetzt auch auf www.mikeoldfield.de mit Übersetzung von Andreas . Gute Arbeit! Augenzwinkern



Geschrieben von a_r_schulz am 19.10.2005 um 08:32:

 

Nicht schlecht - obwohl - ein kleiner Hinweis auf die Quelle hätte uns wohl beide erfreut...



Geschrieben von strentzsch am 19.10.2005 um 12:53:

 

Also zunächst auch meinen Dank für die tolle Übersetzung ;-)

Mike scheint ja im Augenblick ernom gesprächig zu sein. Wird man im Alter tatsächlich geschwätziger ? großes Grinsen

Wenn ich so seine Texte lese, hört er sich ja sehr motiviert und begeistert an, wie z.B. auch hier beim Thema Vocaloid. Und würde ich die Musik noch nicht kennen, dann würde ich jetzt wohl glauben, er hätte sein genialstes Meisterwerk geschaffen. Davon sind aber vermutlich die meisten Musiker überzeugt, wenn sie eine Platte gerade fertiggestellt haben. Und das meine ich nicht zynisch, sondern es erscheint mir eigentlich nur logisch.

Seine Begeisterung für diese Vocaloid Software kommt ja deutlich durch, aber ich würde persönlich hoffen, dass sie wieder etwas nachlässt und uns nun nicht durch alle zukünftigen Alben so konsequent begleiten wird wie auf L+S.

Konkret bei Surfing stört sie mich allerdings nicht und sie passt hier zum Thema Internet -> Virtuelle Welten usw. eigentlich ausnahmsweise mal genau rein.

Ansonsten kann ich aber Ingos Ansicht soweit gut nachvollziehen, obwohl ich kein Musiker bin. Was soll das wenn es auch natürlicher und einfacher geht? Mike scheint es anders zu sehen und das hat vielleicht bei ihm auch was damit zu tuen, alles lieber alleine umzusetzen. Er sieht es wohl auch als eine neue Art von Software-Instrument an, denen er sich wohl momentan generell weiter zuwenden möchte.

Als Hörer hat mich persönlich das Resultat auf L+S jedenfalls insgesamt nicht so überzeugt, dass ich den Vorteil dieser aufwändigen Softwarefummelei für mich als "Konsumenten" wirklich erkennen könnte.

Heiner




Geschrieben von a_r_schulz am 26.10.2005 um 23:05:

  Die allgemeine Stimmung 2005/2006

Hier noch als Nachschlag mein Senf zum 'Bonus-Track' Mood2005-2006 - einige, leicht zusammenhanglose Statements zur allgemeinen Lage der Welt:

Die Stimmung der Jahre 2005/2006...

Sie ist sehr seltsam, es ist, als ob mit unserer Gesellschaft, unserer Zivilisation alles drunter und drüber geht. Wir sind noch nicht zur Ruhe gekommen, wir wissen nicht, in welche Richtung wir gehen.
In manchen Bereichen haben wir wundervolle Technik, meist basierend auf Software. Aber unsere Kultur ist so dumm, so verblödet - ich habe es aufgegeben, mir die terristrischen Fernsehsender anzusehen, weil es mir so dumm vorkommt - ich kann das nicht verstehen. Um etwas wirklich Sinnvolles, Intelligentes zu finden, muß man schon auf den Satellitenkanälen suchen. Ich finde kaum etwas wirklich Interessantes.
Die Gewalt, die wir in manchen Filmen sehen, ist unbegreiflich - ich kann es nicht glauben. Diese sinnlose Gewalt und Horror...
Eine andere Sache - wir versuchen, alle diese verschiedenen Rassen in der Welt zu integrieren, und bringen dabei alles durcheinander: Wir wissen nicht, ob wir den verschiedenen Ländern erlauben sollen, auch unterschiedlich zu sein, oder alle miteinander verschmelzen sollen.
Es ist so wie die Blasen in Sprudelwasser - alles wirbelt durcheinander, ist flüchtig, wenn Sie so wollen.
Ich möchte gerne glauben, daß in 20-30 Jahren die Dinge beginnen, sich etwas zu beruhigen.
Dann gibt es da diese Bedrohung durch Terroristen - in den 60er-70er Jahren glaubten wir alle, wir stünden vor einem Atomkrieg - zumindest diese Bedrohung ist weg.
Die Abenteuerlust scheint verschwunden zu sein - wir sind in den 60er Jahren zum Mond geflogen - ist das nicht unglaublich, das ist schon eine Generation her..
Ich hätte gedacht, daß es mit der Technik, der Software, die wir jetzt haben, mehr wunderbare, unglaubliche, kreative Dinge geben sollte. Gut, es gibt da Sachen in Filmen, mir Special Effects, von denen wir damals nicht mal geträumt hätten...



Geschrieben von oldfield_de am 28.10.2005 um 00:26:

 

Ich weiss nicht, ob schon über den Yahoo Bericht gepostet wurde.

Es dürfte ein Mix aus allen Informationen sein die wir bereits kennen (auch von dem Interview über das hier gesprochen wird)

http://de.news.yahoo.com/051012/12/4q07f.html



Geschrieben von anorak am 28.10.2005 um 00:42:

 

Zitat:

Wie sehr Technik «alte» Musik verändert, demonstriert Oldfield an der klassischen Gitarrenballade «Romance». Das Stück besteht aus Dur- und Moll-Teilen, um die beiden Seiten der Liebe zu zeigen: «Die gute und schlechte, die schmerzvolle und die glückliche Seite. Wenn man das in Techno-Musik in Dur macht, klingt das dumm, es geht nicht. Das klingt wie eine verrückte, wahnsinnige, glückliche, seltsame Person. Ich habe auch eine Version des Halleluja-Chors aus Händels Messias gemacht, aber noch nicht veröffentlicht. Das ist auch in Dur und in Techno - ich habe sogar Roboterstimmen benutzt. Das ist für die meisten Leute zu viel.»

wie kann jemals etwas von ihm zuviel sein? sowas. mike, her mit halleluja!




Geschrieben von blinky am 05.02.2014 um 21:03:

 

Interview mit Mike zu Light & Shade als Video

http://youtube.com/watch?v=YM11uarChLQ


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